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Franklin Pühn | Leda und der Schwan

2012 | SD-16:9 | 33:44 min

Eine große Skulptur aus Papier entsteht vor den Augen des Zuschauers. Papier ist schon seit dem reiferen Alter bevorzugtes Material des Bildhauers Pühn. Dabei verwendet er es nicht wie man vielleicht erwarten würde, als Papiermaché, sondern er trägt das in Kleister getauchte oder mit Kleister bestrichene Papier flächig an, zuerst an die sparsam und dünn

eingesetzten Stützen, dann an die bereits getrockneten Papieransätze. So wächst die Skulptur wie eine Pflanze. Eigentlich erfand er diese Technik in einer Phase, wo er sich gerade mit Planzen, bzw. Pflanzlichem beschäftigte. Das mit dem flächigen Material auftretende Problem der Stabilität löst er indem er Rippen oder räumliche Tragwerke bildet. So vermag er selbst

übermannshohe Skulpturen aufzubauen, die federleicht aber ausreichend stabil und standfest sind.
Pühn zeigt souverän, dass sich Papier durchaus als bildhauerisches Material eignet, denn er baut nicht nur additiv auf, sondern entfernt auch in seinen Augen weniger gelungene Stellen ohne Hemmungen mit dem Messer.

Eigens für den Film nimmt sich Pühn ein mythologisches Thema vor: Leda und der Schwan. Bekanntlich verliebte sich Zeus in Leda. Er näherte sich ihr in der Gestalt eines Schwanes und schwängerte sie. Pühn greift genau den Moment der geschlechtlichen Vereinigung heraus. Er fügt damit der langen Reihe von Leda-Darstellungen seit der Renaissance eine weitere

sehr ungewöhnliche und eigenständige Darstellung hinzu.
Dem Papier angemessen sind – so erweist es sich in der endgültigen Gestalt – überwiegend negative Volumina, die die Skulptur bestimmen. Es finden sich nur ganz wenige positive, zum Beispiel beim Kopf des Schwans. Beim Betrachter kippen jedoch negative Volumina virtuell plötzlich 

in positive um.
Zwar sind gegenständliche Formen zu erkennen, aber sie ordnen sich den Erfordernissen des Papiers unter. Die vielen sich widerstreitenden schrägen Achsrichtungen und zersplitterten Formen bringen die sexuelle Erregung bei der Begattung treffend zum Ausdruck.